Die Kolpingjugend Deutschland bezieht wie folgt Stellung:

Wir machen Mut, eine Kirche zu gestalten, in der Nächstenliebe und Menschenwürde an erster Stelle stehen.

Die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche ist nicht zufriedenstellend. Es stellt sich immer wieder die Frage, wie eine Institution, die Nächstenliebe und Menschenwürde predigt, gleichzeitig solch gravierende Fehler in der Aufarbeitung und im Umgang mit sexuellem Missbrauch machen kann? Das wird den Betroffenen auf keine Weise gerecht. Nebenbei zerstört es das Vertrauen aller Gläubigen.

Die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich verbandlich oder anderweitig in der katholischen Kirche engagieren, sehen sich inzwischen in einer Situation der Rechtfertigung: Wie kannst du dich in so einer Kirche engagieren? Wie kannst du Mitglied in so einer Kirche sein? Wie kannst du so glauben?

Unsere Kirche ist kritisch
Kritik an intransparenten Vorgängen zur Aufarbeitung der Missbrauchsfälle ist berechtigt, richtig und wichtig. Und je mehr sich die Leitungsverantwortlichen – gleich ob Kleriker oder Lai*innen – weigern, unabhängig und transparent Missbrauch aufzuarbeiten, desto weniger fühlen wir uns in dieser Kirche beheimatet, denn unsere Loyalität gilt nicht dem Erhalt problematischer Machtstrukturen.

Unsere Kirche leben wir in der Kolpingjugend
In der Jugend(verbands)arbeit findet seit Jahren gute und verbindliche Präventionsarbeit statt. Durch unsere demokratischen und partizipativen Strukturen schaffen wir eine Umgebung, in der Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mitbestimmen dürfen. Wir gehen achtsam und aufmerksam miteinander um. Bei uns wird der Schutz und das Wohlbefinden unserer Mitmenschen großgeschrieben. Wir machen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene stark und ermutigen sie, ihre Meinung zu äußern.

Unsere Antwort ist: Auch wir sind katholische Kirche
Unsere Kirche zeichnet sich nicht nur durch eine formale Mitgliedschaft aus. Unsere Kirche will die Aufarbeitung und Aufklärung sexuellen Missbrauchs. Sie will systemische Veränderungen. Und: Sie will eine Gemeinschaft der Gläubigen sein und bleiben.

Unsere Kirche zu sein braucht Mut
Wir bekennen uns zu unserer Kirche, die fehlerbehaftet ist. Wir wollen dazu beitragen, träge Strukturen aufzubrechen damit ein positiver Neuanfang möglich wird. Wir überlassen die Kirche nicht denen, die so weiter machen wollen, wie bisher, denn es ist auch unsere Kirche. Wir machen allen Mut, unsere Kirche mitzugestalten, in der Glaube, Hoffnung und Liebe und der Mensch in der Mitte steht.

Beschlossen durch die Bundeskonferenz der Kolpingjugend am 7.  März 2021.