Die AG Heute für Morgen der Kolpingjugend und der Bundesfachausschuss Gesellschaft im Wandel des Kolpingwerkes Deutschland haben einen erfolgreichen generationsübergreifenden Fachtag unter dem Motto „Heute für Morgen. Fit für die Wahl“ durchgeführt.

Insgesamt 40 Teilnehmende aus den verschiedenen Regionen und Generationen des Kolpingwerkes versammelten sich am vergangenen Samstag im Mainhaus Stadthotel Frankfurt. Im Mittelpunkt der Fachtagung stand die Auseinandersetzung mit Themen, die dem Kolpingwerk mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl besonders wichtig sind. 

Dazu bildete die Arbeitshilfe des Kolpingwerkes Deutschland „Heute für morgen. Wählen!“ eine ideale Arbeitsgrundlage. Anhand der fünf Themenfelder Integration, Europa, Familie, Soziales und Arbeitswelt wurden Workshops mit ausgewiesenen Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Verbandswesen angeboten.

In seinem Grußwort betonte der Bundesvorsitzende Thomas Dörflinger, dass die fünf Themenfelder von großer Bedeutung für die Bundestagswahl im September seien. Er rief dazu auf, den Fachtag als Auftakt für eine ganze Reihe von Veranstaltungen in den Diözesanverbänden und Kolpingsfamilien zu betrachten, um mit den Kandidatinnen und Kandidaten für den Deutschen Bundestag aktiv ins Gespräch zu kommen.

Spannende Themenworkshops mit sehr kompetenten Referentinnen und Referenten standen zur Wahl, in denen einige Überlegungen entwickelt und formuliert wurden:

Integration von Geflüchteten: Mit Lea Rosenberg vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Hessen wurde über drängende Fragen diskutiert: Handeln wir menschlich, wenn Flüchtlinge ohne Bleibeperspektive abgeschoben werden? Ist eine europäische Lösung der Flüchtlingskrise noch realistisch? Und wie gelingt die Auseinandersetzung der unterschiedlichen Kulturen ohne Krieg, Vertreibung und Elend? Große Übereinstimmung herrschte darüber, dass Bildung die Voraussetzung für gelingende Integration ist. Hier seien größere Anstrengungen und klare gesetzliche Regeln notwendig. Für die Integration Geflüchteter in den Arbeitsmarkt sei zudem die Förderung von schnelleren Beschäftigungserlaubnissen und eine größere Effizienz angesichts der vielen verschiedenen gesetzlichen Regelungen notwendig. Und insbesondere die Abschiebung von afghanischen Flüchtlingen in eine Heimat mit größtenteils unsicheren Gegenden sollte dringend überdacht werden.

Europa: Heike Maas von der Europa-Union Bayern gab einen spannenden Überblick über den aktuellen Stand der europäischen Integration. Dabei verdeutlichte sie anhand verschiedener Kennzahlen die Einzigartigkeit des europäischen Staatenbundes im internationalen Vergleich. Es wurde deutlich, wie vielfältig Europa in Kultur, Tradition und Religion sind. Gleichzeitig gibt es gemeinsame Werte wie Demokratie, Frieden und Freiheit, um die uns die ganze Welt beneidet. Demokratische Parteien, so die Erkenntnis, sollten die Auseinandersetzung mit europafeindlichen Parteien nicht scheuen, sondern die Errungenschaften des europäischen Projektes betonen. Denn diese könne man selbstbewusst betonen.

Familie/Soziales: Mit dem Bundesvorsitzenden des Kolpingwerkes und Bundestagsabgeordneten Thomas Dörflinger diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgende Fragen: Wie bereiten sich unsere Kinder auf das Leben vor? Wie sind die Aufgaben in der Familie künftig verteilt? Ist die Rente noch sicher, wie setzt sie sich künftig zusammen und arbeiten wir demnächst bis an das Lebensende? Konsens war hier, dass eine Spezialisierung mit einer individuellen Förderung im schulischen und beruflichen Bereich ermöglicht werden sollte. Der jüngeren Generation müsse wieder mehr Sicherheit gegeben werden, sowohl wenn es darum geht, eine Familie zu gründen, als auch im Hinblick auf die Altersvorsorge. Um das Vertrauen junger Menschen in das aktuelle Rentensystem zu stärken, brauche es einfache und gerechte Rentenregeln, so lautete eine Einschätzung verschiedener Teilnehmer.

Arbeitswelt: Als Spezialist für Fragen von Generationengerechtigkeit hob Prof. Dr. Christian Hagist von der Otto Beisheim School of Management hervor, dass ganz verschiedene Faktoren auf die demografische Entwicklung in Deutschland einwirken. Die steigende Lebenserwartung bedinge auch, dass noch in hohem Alter Lernbereitschaft bestehe. Dazu könnte die Gesellschaft in der Pflicht sein, eine gesetzliche Verpflichtung für Weiterbildungsmöglichkeiten zu schaffen, der Auswanderung der jungen Generation entgegenzuwirken und ein leistungsfähiges Schul-und Bildungssystem auch für die Zukunft zu garantieren. Spannend werde es mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit des Rentensystems vor allem um das Jahr 2030, wenn die Generation der Baby-Boomer das Rentenalter erreicht.

Nachdem alle Teilnehmenden die Möglichkeit hatten, an zwei Workshops teilzunehmen, traf man sich zum Austausch der gewonnenen Erkenntnisse im Plenum wieder. Zum Abschluss und als Höhepunkt konnten sich die Teilnehmenden an einer Online-Umfrage zu verschiedenen thematischen Fragestellungen beteiligen. Zum Beispiel: Brauchen wir eine europäische Regierung oder eine Arbeitslosenversicherung für Europa? Müssen atypische Beschäftigungsverhältnisse konsequent unterbunden werden? Wie können Familien besser unterstützt werden?

Der Fachtag zeigte: Politik ist so spannend wie nie und die Mitarbeit aller ist gefragt! Die Wahl wird spannend wie lange nicht; uns Deutschen geht es gut wie wohl noch nie in der Vergangenheit, aber es gibt dessen ungeachtet auch große Problembereiche, die bewältigt werden müssen. Wer kann dies am Besten, wer gibt die besseren Antworten und wie können die Vorhaben umgesetzt werden? Dazu wollten die Engagierten in der AG heute für morgen und im BFA 5 mit ihrem Fachtag einen Beitrag leisten.