Die Bundeskonferenz der Kolpingjugend stellt folgenden Antrag an den Bundesvorstand des Kolpingwerkes Deutschland:

Antragsgegenstand
Mehr als ein Stern* – Etablierung von Geschlechtervielfalt im Kolpingwerk Deutschland

Antragstext
Das Kolpingwerk Deutschland erkennt die Vielfalt biologischer und sozialer Geschlechter i an. Menschen, die sich nicht in das binäre Geschlechtersystem einordnen können oder wollen, schätzen wir genauso wert wie alle anderen. Das Kolpingwerk stellt sich gegen ihre gesellschaftliche Diskriminierung und heißt sie in der Kolping-Gemeinschaft willkommen!

Geschlechtervielfalt ist dem Kolpingwerk Deutschland ein Anliegen. Um diesem zu entsprechen braucht es auch eine sprachliche Sensibilität im Miteinander und eine gendergerechte Schreibweise in der verbandlichen Kommunikation. Daher werden folgende Maßnahmen beschlossen:

  • Der Bundesvorstand wirkt darauf hin, dass Geschlechtervielfalt im neuen Leitbild des Kolpingwerkes Deutschland aufgenommen und abgebildet wird,
  • Der Bundesvorstand entwickelt Maßnahmen, um im Verband die Sensibilität für Geschlechtervielfalt zu erhöhen,
  • Der Bundesvorstand wirkt darauf hin, dass im Verband eine gendergerechte Sprache genutzt wird
  • Der Bundesvorstand prüft bis Frühjahr 2021, ob das Gender*Sternchen wie bei der Kolpingjugend – als Zeichen gendergerechter Sprache in Wort und Schrift – in Veröffentlichungen für interne und externe Kom-munikation des Bundesverbands zukünftig genutzt wird. Alternativ können genderneutrale Formulierungen genutzt werden.

Begründung
Mit dem angestoßenen Entwicklungsprozess und der Einberufung der Kommission Leitbildentwicklung reflektiert das Kolpingwerk Deutschland sich selbst. Dieser partizipative Prozess wirft einen Blick auf die Zukunft, auf eine Zukunft, die weder morgen noch im nächsten Jahr erreicht wird. Die angestrebte Erneuerung des Leitbildes soll für alle nachfolgenden Generationen einen „Meilenstein“ der Orientierung bieten.

Die Kolpingjugend Deutschland setzte mit ihrem Beschluss auf der Bundeskonferenz 2019-2 ein Zeichen für Geschlechtervielfalt. Mit der Verwendung des Gender*Sternchens und der damit verbundenen Sprachsensibilität, entwickelt die Kolpingjugend mit allen ihren Untergliederungen eine Haltung, die in Zukunft ein Bestandteil des Gesellschaftsbildes des Kolpingwerkes darstellt.

Jeder Mensch ist einzigartig und es sind die Unterschiede zwischen Menschen, die unser Leben und unseren Verband bereichern. Diese Vielfalt ist, was uns ausmacht. Wir sind als Kolpingjugend sehr nah am Puls der Zeit und sind immer dabei, aktuelle Themen, Anliegen und gesellschaftliche Entwicklungen wahrzunehmen, zu diskutieren und uns eine Meinung zu bilden, welche dann Teil unseres Lebens und Handelns werden. Eine dieser Überzeugungen ist Geschlechtervielfalt.

Es gibt Menschen, die sich nicht den Geschlechterkategorien männlich und weiblich zuordnen können oder wollen. Ein binäres Sprachsystem, das nach typisch männlich und typisch weiblich kategorisiert, baut Blockaden auf, durch die diese Personen nicht erfasst und somit ausgeschlossen werden. Menschen, die sich nicht in das binäre Geschlechtersystem einordnen, soll dieselbe Wertschätzung wie allen Menschen zuteilwerden. Dies wird durch eine gendergerechte Sprache ermöglicht. Es ist nur der erste Schritt und gerade deshalb von enormer Wichtigkeit.

Der Upgrade- und Leitbildprozess ermöglicht es, unser Grundverständnis zu erweitern, zu bereichern und neu auszurichten. Wir sehen den Upgrade-Prozess und die einberufene Kommission Leitbildentwicklung als einen Ort, an dem sich mit dem Thema auseinandergesetzt werden muss, um den Verband auch hier offen aufzustellen.

Gemeinsam mit der Kolpingjugend ist das Kolpingwerk Deutschland einer der großen, politisch aktiven Verbände und ein Vorbild. Wir möchten, dass das Kolpingwerk und alle seine Untergliederungen Verantwortung überneh-men und auf eine Haltung hinarbeiten, welche wertschätzend, integrativ, sozial und offen gegenüber jedem Menschen ist. Die breite Berücksichtigung von Geschlechtervielfalt spielt hier eine große Rolle und macht einen wesentlichen Bestandteil aus. Erläuterung:

Das Sternchen wird wie folgt verwendet:
Zwischen männlicher und weiblicher Endung eines Wortes wird ein Gender*Sternchen einge-fügt (z.B. Kolpinger*in).
a) Paarbegriffe und (Pro)Nomen in einem Wort mit einem gemeinsamen Wortstamm, z.B., Kolpinger*in, Politiker*innen, Mitarbeiter*innen, ein*e, eine*r, jede*r, welche*r
b) Paarbegriffe ohne gemeinsamen Wortstamm und (Pro)Nomen, die sich explizit auf Männer und Frauen beziehen, z.B. er*sie, Mann*Frau, sein*ihr, der*die
Zusätzlich nutzen wir die genderneutralen Formen, z.B. Menschen und Personen in der Kolpingjugend, Mitarbeitende, Studierende, Teilnahmeliste usw.

Das Kolpingwerk Deutschland zeigt durch diese Schreibweise, dass es sich nicht für Menschen verschließt, sondern offen ist für die Vielfalt, die in der Welt herrscht.

Beschlossen durch die Bundeskonferenz der Kolpingjugend am 27. September 2020.


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iVgl. Kolpingmagazin 2020 Ausgabe 2: „m, w o-der d?“ (X-MAG), S. 22–24.