Demokratie stärken gegen Menschenfeindlichkeit

Eine extreme Minderheit spricht nicht für die Mehrheit – Ein politischer Kommentar von Thomas Andonie

Sie schwingen Reden mit einem eindeutigen Duktus, Vokabular und Anspruch: „Wir gegen die“, „Überfremdung“, „Lügenpresse“. Die Beschwörung einer nie existenten homogenen „Volksgemeinschaft“, die von einer „volksverräterischen“ Polit-Elite unterdrückt und „für dumm verkauft wird“, die „ein Sturm wegfegt“.

Das sind nur einige der sich ständig wiederholenden hanebüchenen Thesen, die man zu hören bekommt. Diese ständige Mischung aus blankem Hass, kruden Verschwörungstheorien, Extremen und Feindbildern erfüllt mich mit brennender Sorge. Und müsste meiner Meinung nach auch jeden vernunftbegabten Menschen bis ins Mark erschüttern. Das „Deutschland“, das dort gezeichnet wird, hat erschütternde Tendenzen zu Vorstellungen, die in der finstersten Stunde unserer Landesgeschichte in den 30ern durchbrachen und politisches Gewicht mit katastrophalem Ausmaß erhielten. Diese historischen Parallelen möchte ich noch nicht ziehen.

Dennoch begleitet mich das mulmige Gefühl, dass diese Menschen nicht nur zutiefst undemokratisch denken, sondern die hart erkämpfte Essenz des gesellschaftlichen und politischen Konsensrigoros aushöhlen, negieren, ablehnen: Die gleiche, unantastbare und stets zu verteidigende Würde jedes Menschen. Da gilt es diesen selbsternannten „Volksbewegungen“ und Parteien, heißen sie nun Pegida, AfD oder sonst wie, nicht die Deutungshoheit zu überlassen. Die Geisteshaltung der in diesen Strukturen tätigen Menschen ist deutlich, ihre politische und parlamentarische „Arbeit“ blanker Hohn und hilft „dem Volk“ in keinster Weise. Es spaltet die Gesellschaft, Menschen und nährt irrationale Ängste anstatt diese zu nehmen, sie sehen Krisen als „Geschenke“ und nutzen die Ängste der Menschen als politisches Kapital.

Doch was sollen wir tun? Als Christinnen und Christen? Als Staatsbürgerinnen und Staatsbürger? Als Verband? Als Kirche? Ein guter Anfang: Aufklären, politisch bilden, sprachfähig machen. Unsere Überzeugungen leben. Die Stimme erheben. Ängste nehmen statt anzufachen und politisch zu nutzen. Werte wie Menschenwürde, Barmherzigkeit, Toleranz und Wertschätzung stark machen. Aufstehen, zeigen, dass Hass und Angst und die dadurch resultierende Gewalt und Radikalisierung keine probaten Mittel der politischen Meinungsfindung sind. Derartige Gedanken aktiv und überzeugt zerpflücken und aufklären. Dem Hass und der Hetze einiger Wenigen wollen wir Vernunft und Liebe entgegensetzen. Denn: Gemeinsam Probleme zu lösen und für eine bessere Welt zu streiten, ist wertvoller als sich voneinander abzuwenden.

Ich hoffe und bete, dass die Menschen, die jetzt mit den Parolen hetzen oder ihnen nacheifern diese bald als Irrweg einsehen und verstehen, welchen gefährlichen und menschenverachtenden Blödsinn sie dabei kundgetan oder unterstützt haben.

Ein politischer Kommentar von Thomas Andonie am 26. April 2017. In der Reihe der politischen Kommentare nehmen einzelne Mitglieder der Kolpingjugend persönlich Stellung zu gesellschaftlichen, kirchlichen oder verbandlichen Themen. Die Kommentare sollen zur Auseinandersetzung anregen und dienen der Meinungsbildung. Sie müssen nicht mit der Position der Kolpingjugend Deutschland übereinstimmen.