Die Kirche braucht die Zweifel der Jugend

Ein Kommentar von Magdalene Paul, Bundesjugendsekretärin der Kolpingjugend im Kolpingwerk Deutschland

Weder Kirche noch Jugend können ohne einander. Angesichts gesellschaftlicher Umbrüche, herrschender Wegwerfkultur und einer Globalisierung der Gleichgültigkeit fragen immer mehr junge Menschen nach dem Sinn ihres Lebens. Dabei erkennen sie an, dass die Verteidigung der Werte und der Moral das Kerngeschäft der katholischen Kirche ist. Gleichzeitig kritisieren sie aber auch, dass der Kirche oftmals der darüber hinaus gehende Blick auf die Sorgen und Nöte der Jugend fehlt. Gerade diese Entwicklung muss die Kirche im Blick haben.

Neue Formen des Glaubens – wie beispielsweise eine Waldmesse – sind willkommene Lichtblicke, die frische und begeisternde Glaubenserfahrungen für Jugendliche und junge Erwachsene ermöglichen. Ich bin der Meinung, dass sich die Verantwortlichen in der Kirche nicht von trockenen Studien über theoretische Bedürfnisse von jungen Menschen frustrieren lassen sollten. Stattdessen müssen sie gezielt mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen über ihre Lebensansichten und über ihre Fragen sprechen. Denn die Zweifel und Unsicherheiten, welche junge Menschen heutzutage ausdrücken, braucht die Kirche dringender denn je!

Inmitten der Diskussion ist eines jedenfalls sicher: Jugendverbände sind Kirche! In der Kolpingjugend leben wir unseren individuellen spirituellen Auftrag, der in der Soziallehre der Kirche gefestigt ist. Dieser Auftrag lädt uns dazu ein, uns um die Sorgen und Nöte junger Menschen zu kümmern. Dabei beginnt der Einsatz für eine bessere und gerechte Gesellschaft bei jedem Einzelnen von uns. Dank des Wirkens vieler junger Menschen und dem Eingehen auf ihre Sehnsüchte kann eine bessere Gesellschaft und sogar eine bessere Welt Wirklichkeit werden.

Für mich steht fest, dass in der Beantwortung von Fragen und Anregungen, die Jugendliche und junge Erwachsene an uns herantragen, eine große Chance liegt. Eine Chance, die uns hinführt zu einer Kirche, die wieder wachsen kann und eine Zukunft hat, weil junge Menschen in ihr einen Ort haben.   

„Nur wer selbst brennt, kann Feuer in anderen entfachen!“ (Augustinus)

Ein persönlicher Kommentar von Magdalene Paul am 7. September 2017. In der Reihe der persönlichen oder politischen Kommentare nehmen einzelne Mitglieder der Kolpingjugend persönlich Stellung zu gesellschaftlichen, kirchlichen oder verbandlichen Themen. Die Kommentare sollen zur Auseinandersetzung anregen und dienen der Meinungsbildung. Sie müssen nicht mit der Position der Kolpingjugend Deutschland übereinstimmen.

Mehr zum Thema "Jugend und Kirche" auch in der Ausgabe 09-10 von X-Mag.