Die Bundesversammlung möge beschließen:

„Wir sind Kolping – Menschen dieser Zeit, und wir handeln aus Verbundenheit. Gottes Liebe weitergeben, offne Tür zu sein, zusammen leben – nicht allein“. So singen wir im Refrain des Liedes „Wir sind Kolping“. Wir sind Menschen, die eine Idee teilen. Die sich dafür einsetzen, dass Menschen unterstützt werden, Gemeinschaft erfahren und sich weiterbilden. Wir sind füreinander da und nehmen Menschen so an, wie sie sind. Wir als Kolpingwerk möchten offene Tür sein. Das wollen wir auch nach außen tragen und zeigen. Unter anderem durch unsere Sprache. Denn Sprache öffnet Türen, bildet Lebensrealitäten ab und kann Grenzen abbauen.

Gemeinsam mit der Kolpingjugend ist das Kolpingwerk Deutschland einer der großen, politisch aktiven Verbände und ein Vorbild. Wir übernehmen Verantwortung in Politik, Kirche und Gesellschaft und stehen für eine wertschätzende, integrative, soziale und offene Haltung gegenüber allen Menschen. Wir im Kolpingwerk Deutschland wollen als gutes Beispiel vorangehen. Niemand darf ausgeschlossen werden. Deshalb ist geschlechtergerechte Sprache ein notwendiger Schritt.

Alle Menschen sind einzigartig und es sind gerade die Unterschiede, die unser Leben und unseren Verband bereichern. Es ist diese Vielfalt, die uns ausmacht. Die Verwendung eines binären Sprachsystems, das nach männlich und weiblich kategorisiert, ist dabei für einige Menschen diskriminierend und baut Blockaden auf. Ein binäres Sprachsystem fördert stereotypische Rollenbilder, die häufig nicht mehr der Realität entsprechen. Personen, die sich nicht in das binäre Geschlechtersystem einordnen können oder wollen, werden hierbei ausgeschlossen.

Das Kolpingwerk Deutschland mit all seinen Gliederungen, Unternehmen und Einrichtungen verwenden deshalb spätestens ab dem 1. Januar 2023 den Genderstern in der Schriftsprache. So wird Geschlechtervielfalt jenseits eines binären Geschlechtermodels sichtbar. Als Alternative zum Genderstern kann weiterhin die geschlechtsneutrale Form verwendet werden. Neben der geschlechtergerechten Schreibweise setzen wir uns für eine geschlechtergerechte Aussprache ein. Zudem werden wir auf eine vielfältigere Darstellung verschiedenster Lebensrealitäten bei bildlichen Materialien und Veröffentlichungen achten.

Begründung für die Bundesversammlung:

Nachdem die Kolpingjugend sich bereits seit einigen Jahren mit der Thematik der geschlechtergerechten Schreibweise beschäftigt hat, nutzt sie seit 2019 den Genderstern. Und auch das Kolpingwerk hat auf der Bundesversammlung 2021 einen Prozess initiiert und dazu aufgerufen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, Hintergründe zu verstehen und sich für geschlechtergerechte Sprache zu öffnen.

Sprache schafft Bewusstsein. Wir als Kolpingwerk Deutschland müssen daher als gutes Beispiel vorangehen und ein Zeichen der Offenheit setzen. Mit der Nutzung des Gendersterns zeigen wir allen Mitgliedern, Teilnehmer*innen und Interessierten, dass sie bei uns willkommen sind. Mit dem Genderstern setzen wir ein Zeichen gegen Diskriminierung und für Offenheit. Zudem sehen wir es als unsere Aufgabe, die Mitglieder im Verband für eine geschlechtergerechte Sprache zu sensibilisieren, unsere Strukturen für alle Geschlechter zu öffnen und uns deutlich gegen Ausgrenzungen zu positionieren.

Im Grundgesetz und Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) ist geregelt, dass Personen wegen ihres Geschlechts nicht benachteiligt werden dürfen¹. Diese Gleichstellung kann nur erreicht werden, wenn auch alle Geschlechtsidentitäten in der Sprache und Kommunikation berücksichtigt werden.

Der Genderstern wird bewusst als Zeichen der geschlechtergerechten Sprache gewählt. Er wird von der LSBTIQ*-Community² als das Symbol gesehen, welches die Vielfalt von Geschlecht am besten abbildet. Symbolisch stehen die Strahlen des Gendersterns, die in verschiedene Richtungen zeigen, für unterschiedlichste  Geschlechtsidentitäten³. Er macht den großen Raum rund um männlich und weiblich sichtbar. Zudem baut er, anders als der Schrägstrich “/“ keine Trennung zwischen Mann und Frau auf, sondern verbindet diese und alle Identitäten miteinander. Der Unterstrich (Lehrer_in) wird abgelehnt, da er nur eine Lücke in einem binären System bildet. Die Vielfalt der Menschen wird hier nicht abgebildet. Dies gilt ebenso für das sogenannte Binnen-I (LehrerIn), welches lediglich die Binarität unterstreicht und nicht die Geschlechtervielfalt. 

Ein verbreitetes Zeichen ist ebenfalls der Gender-Doppelpunkt (Lehrer:in). Er gilt als barrierearm, denn Vorleseprogramme von sehbehinderten Menschen, sollen hier eine Pause sprechen. Es kann mittlerweile aber auch individuell eine Pause bei dem Genderstern eingestellt werden. Viele Lernenden und Menschen mit kognitiven Einschränkungen kritisieren, dass der Gender-Doppelpunkt leicht zu überlesen ist. Der Stern ist hier auffälliger und durch seine vielseitigen Strahlen auch einschließender.

Wenn Kurzformen erforderlich sind, dann empfiehlt der deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband auch eher den Genderstern, genauso wie der Bundesverband Trans*4. Im August 2021 hat die Überwachungsstelle des Bundes für Barrierefreiheit von Informationstechnik eine repräsentative Studie zu gendergerechter, digital barrierefreier Sprache erstellt. Auch hier ist das Ergebnis, dass der Genderstern das beste Zeichen zur Nutzung von geschlechtergerechter Sprache ist.5

Beschlossen durch die Bundeskonferenz der Kolpingjugend Deutschland am 20. März 2022.

 

¹ Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (abgerufen 22. März 2022)
² „Diese Buchstabenkombination steht für: lesbisch, schwul, bisexuell, transgeschlechtlich, intergeschlechtlich und queer. Das Sternchen* (auch Gender-Star genannt) wird[…] als Platzhalter verwendet, um alle Geschlechter und Identitäten über „männlich“ und „weiblich“ hinaus sichtbar zu machen.“ (https://www.aug.nrw/glossar/ abgerufen 22. März 2022) 
³ vgl. https://www.sueddeutsche.de/meinung/aktuelles-lexikon-gendersternchen-1.5190532 (abgerufen 22. März 2022)
4 vgl. https://www.genderleicht.de/gender-doppelpunkt/ (abgerufen 22. März 2022)
5 vgl. Empfehlung zu gendergerechter, digital barrierefreier Sprache – eine repräsentative Studie (abgerufen 22. März 2022)