Beim Impfen geht es um Solidarität

Wir appellieren an alle Menschen mit Zugang zu Impfstoff: Zeigt euch solidarisch und lasst euch impfen! Und an unsere Repräsentant*innen in der globalen Staatengemeinschaft appellieren wir: Die Impfmittel müssen global gerecht verteilt werden. Es darf keinen „Impfnationalismus“ oder gar „Impfimperialismus“ bei der Beschaffung und Verteilung der Impfmittel geben.

Bis zum Herbst soll in Deutschland jede*r ein Impfangebot erhalten, so Bundeskanzlerin Angela Merkel. Für die Menschen in vielen anderen Ländern weltweit ist derweil noch offen, wann sie die Möglichkeit zur Impfung erhalten. Immer mehr Gesundheitssysteme halten den steigenden Infektionszahlen nicht stand, wie zum Beispiel unserem Nachbarland Tschechien.¹ Wir stellen darum fest: In dieser Zeit ist jede*r einzelne gefragt, sich solidarisch zu zeigen. Dazu gehört es, Abstands- und Hygieneregeln konsequent einzuhalten und sich als Zeichen der Solidarität und der Mitmenschlichkeit impfen zu lassen, sobald die Möglichkeit besteht. Weiter ist klar: Das Virus kennt keine Grenzen und betrifft die Weltgemeinschaft. Deutschland und die Europäische Union müssen sich ihrer globalen Verantwortung bewusst sein.

Wir schützen unsere Gemeinschaft
Die Impfung gegen das Corona-Virus ist freiwillig und sollte es auch sein. Sich impfen zu lassen, wenn die Möglichkeit besteht, ist jedoch auch ein Zeichen der Solidarität gegenüber besonders vulnerablen Gruppen, die sich nicht impfen lassen können, beispielsweise aufgrund chronischer Krankheiten, Allergien oder weil sie zu jung sind. Ein Infektionsschutz besteht nur dann, wenn sie sich in ihrem Umfeld nicht anstecken können. Sich impfen zu lassen, schützt also nicht nur sich selbst, sondern trägt gleichzeitig zum Schutz der Gemeinschaft bei. Am Ende werden es vor allem Impfungen sein, die es uns ermöglichen, die Beschränkungen des Alltags, die wir seit Pandemiebeginn erleben, wieder vollständig aufheben zu können. Denn erst wenn ein Großteil der Menschen in unserer Gesellschaft geimpft ist, können die Infektionswellen gestoppt und die Krankheit bekämpft werden. Bis dahin gilt es einen verantwortlichen Umgang beizubehalten.

Impfbereitschaft sehen wir als unsere ethische Verantwortung an
Die Bereitschaft der Menschen, sich impfen zu lassen, geht vor allem mit einem Vertrauen in die Sicherheit des Impfstoffs einher. Dieses ist natürlich auch daran geknüpft, dass die Menschen verständlich und kompetent aufgeklärt werden. Politiker*innen und dem öffentlichen Gesundheitsdienst kommt hier eine besondere Rolle zu. Gleichzeitig appellieren wir als Kolpingjugend auch an die Verantwortung jeder*s Einzelnen, sich zu informieren, um die eigenen Fragen zu klären und vorhandene Sorgen und Unsicherheiten aufzulösen.

Als Kolpingjugend setzen wir uns für ein solidarisches Miteinander ein und sehen die Wahrnehmung des Impfangebots deshalb als unsere ethische Verantwortung – dann, wenn wir an der Reihe sind. Diese Verantwortung betonte auch Papst Franziskus und appellierte: "Du spielst mit deiner Gesundheit, du spielst mit deinem Leben, aber du spielst auch mit dem Leben anderer".

Wir appellieren an die Solidarität jedes Menschen und in der globalen Staatengemeinschaft
Der Aufruf sich impfen zu lassen läuft aber ins Leere, wenn Menschen gar nicht die Möglichkeit dazu haben. Wir fordern deshalb: Ein Impfstoff muss unabhängig von Wohlstand und Wohnort allen Menschen dieser Welt gleichermaßen und zu bezahlbaren Preisen zur Verfügung stehen. Wir sehen es als unsere moralische Pflicht an, dass wir uns für all jene Menschen überall auf diesem Planeten stark machen, die von keinem umfangreich ausgestatteten Gesundheitssystem aufgefangen werden.

Reiche Länder stehen in der besonderen Verpflichtung dafür zu sorgen, dass die Verfügbarkeit, die Verteilung und die Qualität des Impfstoffs nicht an den Reichtum von Staaten oder Personen gebunden ist. Dabei darf es nicht nur um die Prinzipien der Wirtschaft gehen, weshalb auch staatliche Maßnahmen wie die Aufhebung des Patentschutzes oder die unbürokratische Unterstützung zur Ausweitung der Produktionskapazitäten weltweit, als Instrumente ernsthaft erwogen werden müssen². Die europäische und deutsche Politik darf sich nicht darauf beschränken, die Virusverbreitung nur im Inland zu verhindern. Denn das Virus kennt keine Landesgrenzen. Die Kolpingjugend begrüßt das Engagement der Europäischen Union im Rahmen der COVAX Impfinitiative, mit der ein gerechter Zugang zu einem COVID-19-Impfstoff – unabhängig vom Einkommen, für Millionen von Menschen in armen Ländern – ermöglicht werden soll. Gleichzeitig dürfen solche Zahlungen nicht zu einem moralischen Feigenblatt verkommen. Europa muss seine globale Verantwortung transparent und dauerhaft wahrnehmen. Exportkontrollen für in der EU produzierten Impfstoff dürfen COVAX deshalb nicht betreffen. Diese Pandemie ist eine globale Herausforderung, in der die Weltgemeinschaft zu zeigen hat, dass wir überall auf der Welt füreinander einstehen.

Beschlossen durch die Bundeskonferenz der Kolpingjugend am 7. März 2021.

¹ https://de.euronews.com/2021/03/04/triage-in-tschechischen-kliniken-die-corona-lage-in-europa.

² Weitere Informationen dazu in der ARD-Doku oder im Tagesspiegel